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10.06.2025

Carolin und die Würmer: Wie sie mit KI das Kompostieren neu denken will

Kann ein Wurm die Welt ein bisschen besser machen? Carolin Johannsen glaubt daran und entwickelt einen KI-gestützten Komposter, der mitdenkt, spricht und zeigt, wie Kreislaufwirtschaft alltagstauglich werden kann.

In Carolin Johannsens Küche steht ein schlichter Holzkasten. Er sieht unspektakulär aus, fast wie ein selbstgebautes Möbelstück. Doch im Inneren leben Würmer – und eine Idee. Carolin öffnet den Deckel, prüft die Oberfläche, greift zum Handy. „Feuchtigkeit zu hoch, Temperatur stabil“, meldet der Komposter. 

Für Carolin ist das mehr als ein technisches Spielzeug. Es ist ihre Antwort auf ein globales Problem: Die Böden verlieren an Qualität, weil organisches Material selten dorthin zurückkehrt, wo es gebraucht wird. In der Permakultur hat sie gelernt, wie wichtig geschlossene Kreisläufe sind. Kompostierung spielt dabei eine zentrale Rolle.

KI für alle

Doch für viele Menschen wirkt das Thema kompliziert oder unappetitlich. Genau hier setzt die Idee an: Kompostieren – smarter, einfacher, alltagstauglicher. Und ja, auch ein bisschen digital.

Carolin ist Projektleiterin des „Wurmkomposter 5.0“, einem KI-Pilotprojekt der KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz. Seit dem Start hat ihr Team einen funktionalen Prototypen entwickelt, erste Feedbackschleifen gedreht und sich tief in die Welt der KI-Agents eingearbeitet.

Verstehen statt überreden

Mann neben Frau mit Urkunde in den Händen
Im Herbst letzten Jahres erhielt Carolin eine Auszeichnung im Rahmen des Ideenwettbewerbs „KI-Ideenwerkstatt X Prototype Fund Hardware: Offene Technologien für den Umweltschutz“.

Skepsis gehört dazu. Fragen wie „Kompost in der Küche?“ oder „Was ist mit Geruch?“ hört Carolin oft – und nimmt sie ernst. Für Carolin sind solche Rückfragen keine Hindernisse, sondern Hinweise. Sie zeigen, worauf es ankommt. Vertrauen entsteht nicht durch Technik allein, sondern durch gute Kommunikation.

Noch ist der Chatbot in der Entwicklung. Die Nutzer*innenführung soll einfacher werden, die Hinweise klarer, die Dialoge natürlicher. Ziel ist nicht, Menschen zu überreden, sondern sie mitzunehmen.

Die Vision wächst

Ein positives Erlebnis mit Testpersonen, das sie besonders motiviert hätte? „Noch nicht“, sagt Carolin ehrlich. Aber sie denkt weiter. In einem Jahr will sie ein wachsendes Netzwerk aus Schulen, Kitas, Haushalten und Kantinen aufbauen, die den Komposter nutzen und Wissen teilen. In fünf Jahren möchte sie, dass die Methode sich verbreitet, etwa durch Workshops, Begeisterung und Selbstbau-Initiativen.

Der Komposter in ihrer Küche arbeitet weiter. Er lernt dazu, gibt Hinweise, wartet auf neue Fragen. Und er steht für eine Idee: dass nachhaltiges Handeln einfacher wird, wenn wir die richtigen Werkzeuge dafür haben.

Jetzt mitmachen

Das Projekt sucht aktuell Testpersonen, die regelmäßig frisches Obst und Gemüse in ihrer Küche verarbeiten und neugierig aufs Wurmkompostieren sind. Vorerfahrung brauchen sie keine. Außerdem willkommen: Entwickler*innen mit Cloud-Kompetenz oder Erfahrung in Flutter-Apps, die das System mitgestalten möchten.

Interessierte können sich per an das Projekt wenden.

Kontakt

KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz
c/o Impact Hub
Rollbergstr. 28A
12053 Berlin
+49 30 72618 0959 E-Mail schreiben