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04.08.2025

Kleine Bäche, große Daten: OpenRiverSense startet Messbetrieb in Jena

Das Team reiste teils aus Berlin an, um die Messstationen vor Ort anzubringen.

Das Pilotprojekt OpenRiverSense erfasst Umweltdaten dort, wo sie bislang fehlen: Open-Hardware-Sensoren überwachen kleine Bäche und sammeln wertvolle Daten für den Gewässerschutz. In Jena haben nun erste Sensoren den Betrieb aufgenommen.

Am 31. Juli hat Urs Bösche vom Pilotprojekt OpenRiverSense (ORS) zusammen mit dem Team der KI-Ideenwerkstatt in Jena erste Messstationen an kleinen Bächen in Betrieb genommen. Die Prototypen wurden im Gembdenbach und in der Leutra installiert. Sie messen fortlaufend Wasserstand und -temperatur und senden die Daten per Funk an eine zentrale Online-Plattform. Ziel ist es, kleine Fließgewässer systematisch zu erfassen und ihre ökologische Entwicklung besser zu verstehen.

Bäche sind Frühwarnsysteme für Hochwasser und Dürre

Viele kleine Gewässer in Deutschland werden bislang kaum überwacht, obwohl sie besonders empfindlich auf Trockenheit, Starkregen und Schadstoffeinträge reagieren. „Bei vielen kleinen Gewässern wissen wir heute im wahrsten Sinne des Wortes nicht, was aktuell abläuft. Dabei sind sie oft die ersten, die auf Klimaveränderungen reagieren und stark von Extremwetterereignissen betroffen sind“, sagte Urs Bösche vom OpenRiverSense-Team. „Mit OpenRiverSense wollen wir diese Lücke in der Umweltbeobachtung schließen, um neue Grundlagen für nachhaltigen Gewässerschutz und das Wassermengenmanagement zu schaffen.“

Eine besondere Herausforderung in der Umweltüberwachung ist die Qualität der erfassten Daten. Verschmutzungen, technische Störungen oder witterungsbedingte Einflüsse können die Messwerte verfälschen. OpenRiverSense setzt daher künftig auf Künstliche Intelligenz, um solche Fehler automatisch zu erkennen und zu korrigieren. 

Offen, vernetzt und praxisnah

Damit Daten optimal gewonnen werden können, braucht es Zusammenarbeit. Die Inbetriebnahme der Sensoren wurde gemeinsam mit Roland Bischof vom Angelverein Jena-Süd e.V. durchgeführt. Die Sensoren werden auch in Zukunft vom Angelverein betreut und überwacht. Auch das Citizen-Science-Projekt FLOW und der Deutsche Angelfischerverband unterstützen die Initiative. 

Ziel des Projekts: möglichst viele verlässliche, öffentlich zugängliche Daten für Forschung und Gewässerschutz zu erheben. Das Sensor-System ist so konzipiert, dass es möglichst leicht nachgebaut werden kann: Das Material für die Sensoren ist günstig und frei verkäuflich. Dadurch können nicht nur Umweltverbände oder Behörden die Technik nutzen, um Bäche zu überwachen, sondern auch Citizen-Science-Projekte oder Privatpersonen. 

„OpenRiverSense zeigt, wie bürgernahe Technik sinnvoll eingesetzt werden kann“, sagte Thorsten Kluß von der KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz. „Digitale Umweltüberwachung ist kein Zukunftsthema mehr, sie ist heute möglich und notwendig.“

Mit der Kombination aus unkomplizierter Technik, offenen Schnittstellen und KI-gestützter Auswertung will das Projekt neue Standards in der Umweltüberwachung kleiner Gewässer setzen.

Hintergrund

ORS ist ein Pilotprojekt aus dem Wettbewerb „KI-Ideenwerkstatt X Prototype Fund Hardware: Offene Technologien für den Umweltschutz“. Es entwickelt kostengünstige und offene Sensortechnik für die Umweltüberwachung. Die Sensoren lassen sich einfach nachbauen und verknüpfen Hardware mit einem digitalen Backend. Das macht sie besonders geeignet für den Einsatz durch Umweltverbände, Behörden oder Citizen-Science-Projekte.

Kontakt

KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz
c/o Impact Hub
Rollbergstr. 28A
12053 Berlin
+49 30 72618 0959 E-Mail schreiben